Unsere Gewässerperle Reuss

WWF-Magazin Regional 3/19

Die Aargauer Reuss ist eine von 64 vom WWF definierten Schweizer Gewässerperlen. Im Gegensatz zu den meisten Mittellandflüssen hat die Reuss noch lange weitgehend natürliche Flussabschnitte und Flussauen.

Seit den Dammbauten und den Entwässerungen des Talbodens im 19. Jahrhundert wurde die einstige Auenlandschaft im Reusstal schrittweise ein­ge­engt und begradigt. Die verbliebenen naturnahen Abschnitte und der hohe ökologische Wert der Reuss verpflichten zum Handeln. Sie ist für die immer seltener werdenden Wanderfische wie Seeforelle, Nase oder Äsche äusserst wichtig. Einer dieser natürlichen Abschnitte ist die Stille Reuss: dabei handelt es sich um einen alten Lauf der Reuss, welcher vom Hauptlauf aufgrund der Begradigung abgeschnitten wurde. Dieser von Grundwasser gespiesene Lauf beherbergt eine Vielzahl an Arten wie die Ringelnatter, die europäische Sumpfschildkröte, zahlreiche Amphibien, den Kiebitz wie auch den Biber. Der WWF engagiert sich deshalb für den Schutz bestehender wertvoller Abschnitte, für den Abbau von Wanderhindernissen und für die Aufwertung von beeinträchtigten Lebensräumen in und um die Reuss. Die aktuelle Hochwasserschutzplanung des oberen Reusstals von Dietwil bis Bremgarten muss deshalb als Chance für die Reuss genutzt werden. Anstatt die Dämme weiter zu erhöhen und der Natur noch mehr Platz zu nehmen, sollen Auen und gewässernahe Lebensräume entstehen. Bis es soweit ist, wird es aber noch einiges an Überzeugungsarbeit brauchen.

Neben dem Einsatz für grosse und langfristige Projekte packt der WWF Aargau immer wieder kleinere Revitalisierungen an – so zum Beispiel beim Dorfbach in Stetten. Vor knapp zehn Jahren wurde bereits der untere Ab­­schnitt dieses Seitengewässers der Reuss revitalisiert und die Fischzuchtbecken aus Beton zurückgebaut. Den Anstoss dafür gaben zwei WWF-Riverwatcher. Seither fliesst der früher begradigte und mit vielen Abstürzen verbaute Bach in einem neuen, geschwungenen Lauf zur Reuss. Eisvogel, Bachforellen und Amphibien profitieren von der natürlichen Gestaltung. Im vergangenen Jahr konnte die zweite Etappe der Revitalisierung Dorfbach Stetten umgesetzt werden. Die letzten alten Fischzuchtbecken und die Betonmauern entlang des Bachs wurden abgebrochen. Der Dorfbach hat auf einem weiteren Abschnitt durchgehend naturnahe Sohlen- und Uferstrukturen erhalten. Dank der Unterstützung von Leo Zimmermann, dem Grundeigentümer und Besitzer der ehemaligen Fischzuchtanlage, konnte die alte Fischzucht in einen vielfältigen und attraktiven Lebensraum für zahlreiche Arten wie Bachforelle, Groppe und Ringelnatter verwandelt werden. Die Revitalisierung des Dorfbachs Stetten trägt nicht zuletzt auch zur Aufwertung der Gewässerperle Reuss bei.

Möchten Sie die Reuss oder andere Gewässerperlen erleben? Der WWF hat ideale Ausflugstipps zusammengestellt. Mehr unter water.wwf.ch.

Tonja Zürcher, Geschäftsleiterin WWF Aargau

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