Hallwilersee-Ranger vermitteln Verständnis für die Natur

Naturschutzgebiet Hallwilersee ist unter grossem Druck

Im letzten Jahr haben die fünf Hallwilersee-Ranger, die Ansprechpartner vor Ort für alle Besucher am Hallwilersee sein wollen, gegen 700 Verstösse im Naturschutzgebiet festgestellt. «Ein Drittel betrifft Hundehalter:innen, die die Leinenpflicht nicht einhalten, ein Drittel Velofahrer:innen, die die Fahrverbote missachten», stellt Peter «Pesche» Wyss, Chef der Ranger, fest. An schönen Wochenenden ist einiges los, auf und rund um den See, wie er den WWF-Schulbesucherinnen an einer Exkursion erklärte. Die Schulbesucherinnen sind sehr engagiert und begeistern teilweise seit vielen Jahren Kinder und Jugendliche für die Natur.

Zu viele SUP

Peter Wyss ist seit 12 Jahren als Ranger im Schutzgebiet Hallwilersee tätig, neuerdings auch im Winter. Glücklich ist der gelernte Forstwart darüber, dass im Aabach zwischen dem Hallwilersee und dem Schloss Hallwil nun keine Boote und SUP (Stand Up Paddle) mehr verkehren dürfen. Ein temporäres Fahrverbot während der Brutzeit gab es bereits vorher, aber der Druck wurde trotzdem zu gross. «Die Störungen der Vogelwelt durch diese Trendsportart ist enorm», unterstreicht Wyss. Der Feldschwirl, beispielsweise, brütete nicht mehr, kommt aber langsam mit dem Wegfall der Störungen zurück. An gewissen Wochenenden waren im Aabach so viele SUP, Kanus und Schlauchboote im Wasser, dass es selbst für die Wassersportler zu eng wurde. Aber auch den Uferzonen am See kommen Stand Up-Paddler oft sehr störend zu nahe. «An Spitzentagen werden am Hallwilersee rund 20 000 Besucher:innen gezählt, ein grosser Teil kommt ohne grösseres Naturverständnis ins Gebiet». Dabei ist die Natur hier besonders auf Schutz und Rücksichtnahme angewiesen.

Hauptaufgabe der Ranger ist es, aufzuklären, zu informieren, darauf zu achten, dass die Regeln und Vorschriften, die auch an mehreren Informations­tafeln lesbar sind, eingehalten werden. «Wir stossen dabei auf viel Verständnis und Interesse», stellt Wyss fest. Seltener sind Ablehnung oder gar Konfrontation. «Aber es ist auch schon zu bedrohlichen Situationen gekommen», räumt er ein, «dann wende ich mich einfach ab. Wir lernen das in unserer Ausbildung, man nennt das Konfliktmanagement.» Kompetenzen haben die Ranger nämlich keine, sie können keine Bussen verteilen oder Verstösse ahnden. «Wir sind keine Polizisten». Immerhin ist die Uniform hilfreich, um sich die nötige Aufmerksamkeit und eine gewisse Autorität zu sichern. Kommt es da nicht eine gewissen Frustration auf? «Wir erleben ganz viel Schönes», macht Wyss klar: Naturbeobachtungen gehören genauso dazu wie spannende Gespräche mit Besu­cher:innen des Schutzgebietes. Auch rühmt der Ranger das gute Verhältnis mit den acht am Dienst beteiligten Gemeinden, mit den Wildhütern und der Pro Natura.

 

Vielfalt einheimischer ­Vögel

Die Schulbesucherinnen, die an der Exkursion teilnahmen, erfuhren viel über die Tierwelt, die rund um den Hallwilersee heimisch ist. «Zugvögel haben wir hier kaum, wir vermuten, dass der See einfach nicht an ihrer Route liegt», sagt Wyss. Er freut sich an der Vielfalt der heimischen Vogelwelt und auch über die Europäische Sumpfschildkröte, die man an schönen Tagen mit etwas Glück auf einem im Wasser liegenden Baumstamm sonnen sieht. Weniger glücklich ist er über die Qualität des 8 Kilometer langen und 1,8 Kilometer breiten Sees: Für die Fische hat es zu wenig Plankton, der Klimawandel hält die Wassertemperatur zu hoch, «das ganze System stimmt nicht mehr». ■

Eddy Schambron,
Vorstand WWF Aargau

Weitere Informationen: hallwilersee-ranger.ch

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