Neue Lebensräume statt monotones Flussbett

Auf 200 Meter revitalisierte der WWF die Sissle.

Die Sissle ist in den vergangenen Hitzesommern auf weiten Strecken immer wieder ausgetrocknet. Im Hitzesommer 2018 erfolgte ein Hilferuf von Fischern an den WWF Aargau, Massnahmen gegen das Austrocknen und Fischsterben einzuleiten, ein weiteres Abwarten sei unverantwortlich. Bereits im Spätsommer 2018 konnten auf Initiative des WWF Aargau erste Sofortmassnahmen durch die lokalen Fischer umgesetzt werden. Die Abteilung Landschaft und Gewässer plant im Rahmen des Projektes «Sissle 2030» eine zusammenhängende Revitalisierung der Sissle zwischen Frick und dem Rhein. Bis zur Umsetzung dauert es aber noch längere Zeit. Der WWF Aargau hat sich bereits 2020 für eine Revitalisierung auf dem
Gemeindegebiet von Eiken entschieden, die sofort und ohne grosse bauliche Massnahmen und Kosten umgesetzt werden konnte. Die Umsetzung erfolgte
wegen des Ausbruchs der Krebspest nicht wie geplant 2021. Aus Sicherheitsgründen musste sie um ein Jahr verschoben werden

Blickrichtung flussaufwärts nach Abschluss der Arbeiten

Das Gewässer soll sich nun selbst dynamisch weiterentwickeln

Vor der Revitalisierung

Die 18 Kilometer lange Sissle entspringt auf 560 Metern über Meer auf dem Gemeindegebiet von Schinznach, fliesst durch Frick, Oeschgen, Eiken und Sisseln und mündet in den Rhein. Auf ungefähr Dreivierteln der Strecke ist das Gewässer heute stark beeinträchtigt, naturnahe Bereiche sind unterhalb der Gemeinde Frick selten.

Das Flussbett ist monoton, die Fliessgeschwindigkeit wenig diversifiziert und Unterschlupfmöglichkeiten für Fische fehlen. Weil die Beschattung über weite Strecken fehlt, kann die Sonne dem Bach in Hitzesommern besonders zusetzen. Die Sissle trocknet in niederschlagsarmen Jahren immer wieder aus. Eine Analyse der Abflussdaten der letzten 40 Jahre zeigt, dass sich die Tage mit Niedrigwasser häufen. Die Trockentage haben markant zugenommen, weil wir es versäumt haben, wirksamen Klimaschutz zu betreiben.
Der ursprünglich mäandrierende Verlauf wurde begradigt. 1895 wurden zum Schutz vor weiteren Hochwassern Schwellen eingebaut. Heute verhindern
34 Schwellen die Längsvernetzung. Beim Autobahnbau ab 1973 wurde die Sissle nochmals begradigt, zwischen Eiken und Sisseln verläuft sie in einem engen Bett entlang der Fahrbahn.

Revitalisierung

200 Meter langes Teilstück gewählt

Für die Revitalisierung wählte der WWF ein 200 Meter langes Teilstück, das auf dem Gemeindegebiet von Eiken liegt und als stark beeinträchtigt gilt.
Der Abschnitt liegt zwischen zwei Schwellen, die nicht entfernt wurden. Vor Baubeginn musste die Sissle im Bereich des Projektabschnittes abgefischt
werden. Die Arbeiten begannen in der ersten Juliwoche und konnten im Laufe einer Woche abgeschlossen werden. Die Verankerung der Wurzelstöcke und Holzpfähle, die Ausbildung eines Niederwassergerinnes sowie die Verschiebung und der Transport von Steinmaterial und Wurzelstöcken machten den Beizug eines kleineren Baggers nötig.

Mit Wurzelstöcken und Faschinen, die in die Sissle eingebaut werden, entstehen Vertiefungen und neue Lebensräume, Totholz fördert die Strukturviel
falt und bietet Fischunterstände. Die Faschinen sichern das Ufer. Hinter den Einbauten bilden sich ruhige Wasserzonen, wo Geschwemmsel und Blätter angereichert werden. Die bereits bestehende Auflandung wird verstärkt, damit sich auf natürliche Weise ein Niederwassergerinnen bilden kann.
Es ist erst ein kleiner, aber wichtiger Schritt zur Revitalisierung der Sissle erfolgt.

Weitere Massnahmen werden erforderlich sein. Der WWF Aargau wird sich weiterhin für Revitalisierungen einsetzen, wie es im Bereich der Sissle oder
an anderen Bächen geschehen ist.

 

Regula Bachmann,
Vorstand WWF Aargau

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