Biopflanzen in der Schweiz: Noch in der Aufzucht

WWF-Magazin Regional 1/18

Im Frühling werden Blumen, Sträucher und Gemüse zu Tausenden in Aargauer Gärten angepflanzt. Wer Bio-Pflanzen kaufen will, muss lange suchen. Adrian und Yvonne Huber, Inhaber der Huplant Pflanzenkulturen AG in Hirschthal, erzählen uns mehr über den biologischen Anbau.


Wie unterscheidet sich die biologische Kultivierung von Pflanzen von der herkömmlichen Methode?

Familie Huber: Es gibt eine grosse Anzahl Wege, die man beschreiten kann. Daraus den für uns passenden Weg zu finden, war und ist noch immer eine Herausforderung. Im herkömmlichen Anbau gibt es Schemas, wann man die Pflanzen mit welchen Mitteln behandeln muss. Für den biologischen Anbau jedoch müssen wir die Pflanzen in ihrem natürlichen Wachstum genau beobachten und herausfinden, unter welchen Bedingungen sie am besten gedeihen. Dadurch ist auch die Arbeit spannender geworden, was sich positiv auf unsere Mitarbeitenden auswirkt.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Bei der herkömmlichen Kultivierung setzt man auf Stauchungsmittel, welche die Pflanze kompakt hält. Seit Anfang 2017 verzichten wir darauf und setzen mehr Vertrauen in die natürliche Entwicklung der Pflanze. Wenn sie genügend Platz, Wärme und Wasser hat, entwickelt sie im Normalfall von selbst einen schönen Wuchs.

Andererseits können zum Beispiel Läuse im biologischen Anbau nicht gleich effizient bekämpft werden: der Läusebefall kann erst eingedämmt werden, wenn die Pflanze einmal befallen ist.

Ist der biologische Anbau teurer als der herkömmliche?

Zur Umstellung auf Bio-Anbau gehören Fehler dazu, daher ist dieser Prozess relativ kostenintensiv. Nach der Umstellung ist der Anbau aber nicht teurer, zumal für die herkömmliche Kultivierung erhebliche Kosten für Dünger, Pestizide etc. anfallen

Wie viele biologische Pflanzen verkaufen Sie?

Wir haben zwei Betriebszweige: In der Pflanzenproduktion sind alle unsere Gewächse seit dem 1.1.2017 biologisch gezogen. In unserem Gartencenter verkaufen wir 30% davon, den Rest liefern wir an Grosshändler. Für unser Gartencenter kaufen wir Pflanzenarten dazu, um dem Kunden ein breites Sortiment anbieten zu können. Diese sind meist aus herkömmlicher Kultur.

Ist die Nachfrage nach biologischen Pflanzen gross?

Bei den Engroskunden ist die Nachfrage sehr gross: sie wünschen grössere Mengen, als wir liefern können. Beim Endkunden haben wir noch zu wenig Erfahrungen, da wir den biologischen Anbau erst seit kurzem kommunizieren.

Warum ist die Nachfrage grösser als das Angebot? 

Nach den Kriegsjahren zählte nur das Wirtschaftswachstum. Die Anbieter von Pflanzenschutzmitteln entwickelten hervorragend wirkende Mittel, die den Ertrag erfolgreich steigerten. Das Wissen unserer Grossväter über natürliche Anbau-Methoden ging grösstenteils verloren. Nun bemerkt die Gesellschaft, dass wir uns langsam vergiften und will dies ändern. Zurzeit fehlt jedoch das Wissen, wie wir Pflanzen in grossen Mengen biologisch und in einer sehr guten Qualität kultivieren können. Wir stehen in Kontakt mit Bio-Gärtnern in Deutschland und Österreich, um den Erfahrungsaustausch zu fördern.

Wie können Gärtnereien sonst noch zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?

Gärtnereien, die wie wir am selben Standort produzieren und verkaufen, verhindern lange Transportwege. Wichtig ist auch, dass wir Gärtnereien unsere Pflanzen in torffreier Erde kultivieren, um die verbleibenden Hochmoore zu schützen. Huplant tut dies schon seit drei Jahren.

Fabienne Bernet, Vorstand WWF Aargau


«Bio» wichtiger bei Nahrungsmitteln

Wie sieht das Angebot von biologischen Pflanzen schweizweit aus? Dies wollten wir vom Geschäftsführer von JardinSuisse* Carlo Vercelli wissen. Gemäss seinen Einschätzungen ist der Trend zu mehr «Bio» (noch) nicht bei Garten- und Zierpflanzen angekommen. Die Nachfrage nach biologisch gezogenen Pflanzen sei nicht gross und das Angebot ausreichend. «Bei den Zierpflanzen ist die Sensibilität der Konsumenten bezüglich biologischer Produktion noch nicht so ausgeprägt wie bei Nahrungsmitteln», stellt Vercelli fest. Für Pionierbetriebe könne die biologische Produktion gleichwohl ein Wettbewerbsvorteil sein, wenn es ihnen gelingt, den Mehrwert ihrer Produkte zu kommunizieren. Bis jetzt seien es eher kleinere Betriebe gewesen, die biologische Zierpflanzen produzierten. «Jedoch werden heute auch bei vielen ‹konventionellen› Betrieben Nützlinge zur Schädlings­bekämpfung eingesetzt».

Als grösste Herausforderung für die Gärtnereien in der Umstellung auf biologischen Anbau sieht JardinSuisse die Stickstoff-Düngung und -Versorgung der Pflanzen. Auch sei das Angebot und das Sortiment an Jungpflanzen, die nicht vorbehandelt sind, klein.

*JardinSuisse ist der Unternehmerverband Gärtner Schweiz

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