Der Aargau ist gut «unter Strom»

Der Bedarf an Lademöglichkeiten ist aber noch nicht gedeckt

Im Kanton Aargau sind die Nutzer*innen elektrischer Fahrzeuge mit Ladeinfrastruktur sehr gut bedient, zumindest im urbanen Raum. Das sagt Dano Flückiger, Teamleiter E-Mobilität bei der AEW Energie AG. «Im ländlichen Gebiet sind die öffentlichen Lademöglichkeiten noch lückenhaft, hier besteht Nachholbedarf». Im privaten Bereich stellt sich die Frage weniger: «Wer kann, richtet sich eine Ladestation zu Hause ein und nutzt den niedrigeren Nachttarif.»

Der Anteil elektrischer Autos in der Schweiz wuchs gemäss Bundesamt für Statistik 2021 gegenüber dem Vorjahr von 0,9 auf 1,5 Prozent an, jener der Hybrid-Fahrzeuge von 2,9 auf 4,3 Prozent. Insgesamt waren damit fast 71 000 elektrische Strassenmotorfahrzeuge, ohne Motorfahrräder, zum Verkehr zugelassen. «Es findet eine sukzessive Verschiebung von fossiler Energie zur Elektrizität statt, und es ist die Aufgabe der Energieversorgungsunternehmen, diese Nachfrage zu befriedigen», stellt Flückiger fest.

Ältere Überbauungen nachrüsten

Mit der zunehmenden Anzahl Elektrofahrzeuge wird zusätzliche Lade­infrastruktur notwendig, «vor allem für Nutzer, die nicht zu Hause laden können», macht Flückiger deutlich. Während neue Grossüberbauungen heute mit entsprechender Lademöglichkeit ausgerüstet werden, hapert es damit in älteren Überbauungen noch. Für diese bietet die AEW Energie AG ein Contracting-Modell an, das für Liegenschafts­eigentümer keine finanziellen Aufwände verlangt. «Es wird jeweils direkt mit den Nutzern der Ladestation abgerechnet», erklärt Flückiger. Sehr gut etabliert habe sich schliesslich «Swiss E-Car», eine E-Carsharing-Lösung mit dem Einsatz von 100 Prozent Naturstrom, wie sie im Aargau und über die Kantonsgrenze hinaus in verschiedenen Gemeinden und bei Firmen angeboten wird. «Sie ersetzt beispielsweise das Zweitauto oder ist eine einfache Möglichkeit, mit der Elektromobilität in Kontakt zu kommen.»

Das bestätigt Stefan Schumacher, Gemeindeschreiber in Auw im Freiamt: «Bei uns ist gerade am Wochenende das Busangebot eingeschränkt oder am Sonntag gar nicht vorhanden. Da kann das Carsharing hilfreich sein». Auw, auch Energiestadt, hat sich deshalb bereits 2019 für ein entsprechendes Angebot entschieden. Der finanzielle Aufwand – Gemeinde und Elektra be­tei­ligen sich je hälftig am Defizit – «hält sich in Grenzen», wie Schumacher feststellt. Und das mietbare Elektroauto stösst auf Zustimmung: Zwischen Juni 2020 und Juni 2021, beispielsweise, wurde das Fahrzeug von 74 Nutzern 143-mal gefahren. Sie legten damit insgesamt rund 12 000 Kilometer zurück.

Nachholbedarf bei Preis­transparenz

Während es dank entsprechender App auf dem Handy selten ein Problem ist, eine öffentliche Ladestation zu finden, hapert es mit der Übersicht bei den Preisen. «Es kommen sehr unterschiedliche Abrechnungsmodelle zur Anwendung», umschreibt Flückiger diplomatisch einen echten Preis-Wildwuchs. Immerhin sind die Bezahl-möglichkeiten inzwischen so vielfältig, dass niemand mehr beim Strombezug in Verlegenheit kommen muss.

Eddy Schambron,

Vorstand WWF Aargau

.hausformat | Webdesign, TYPO3, 3D Animation, Video, Game, Print