Manchmal genügt ein kleiner Schritt

Nachhaltige Ernährung beginnt mit der Änderung der Grundhaltung bei den Konsument:innen.

Eine ausgewogene Mahlzeit basiert auf Gemüse, Früchten, Stärkeprodukten und, natürlich wichtig, Proteinen (Eiweiss). In der Schweiz sind nach wie vor Nahrungsmittel aus tierischem Ursprung Hauptprotein-Lieferanten. Inzwischen ist allgemein akzeptiert, dass die Produktion von tierisch basierten Lebensmitteln einen hohen Umwelt-Impakt (direkt oder indirekt Treibhausgase, Wasserverbrauch, Einfluss auf Biodiversität) aufweisen. Daneben ist die Proteinverwertungseffizienz ein Problem. In der Schweiz landet nur rund 1/6 der produzierten Proteine bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Die Gründe sind vielfältig. Es entstehen Verluste bei der Umwandlung von pflanzlichen (Futter) in tierische Proteine, dies wird in der Schweiz durch den sehr hohen Fleischkonsum verstärkt. Auch «Food-Waste» entlang der Wertschöpfungskette ist ein «Vernichter».

Noch ein Nischendasein

Obwohl Fleischersatzprodukte in den letzten Jahren einen Medienhype erlebten (zum Beispiel Veganuary) und bei den Händlern im Regal mehr Platz eingeräumt bekommen, fristen sie letztlich immer noch ein Nischendasein. Dennoch, der Absatz und der Marktanteil am Gesamtfleischmarkt ist erfreulicherweise kontinuierlich gestiegen von 2936 t (2016: Anteil 1,3 %) auf 5705 t (2020: Anteil 2,3 %).
Demgegenüber verblieb der Fleischkonsum pro Kopf 2021 bei hohen 51,82 kg gegenüber 51,79 kg 2012. Mit 2,5 Prozent sind Fleisch und Fleischwaren nach wie vor der grösste Budgetposten bei den Nahrungsmitteln im Warenkorb der Schweizer:innen 2021.

Am 22. Juni 2022 hat der Bundesrat den Bericht «Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik» gutgeheissen. Eine der vier Stossrichtungen zielt auf das Konsumverhalten ab: «Nachhaltigen Konsum begünstigen: Konsumentinnen und Konsumenten kennen die Herstellungsmethoden der Lebensmittel sowie deren Wirkung auf Klima oder Tierwohl. Sie achten auf eine gesündere und ausgewogenere Ernährung und werfen keine Lebensmittel weg, die noch geniessbar wären.» Auch wenn mit der aktuellen Ukraine-Krise Ängste bezüglich der Lebensmittelversorgung entstehen, kennen wir Hunger in der Schweiz praktisch nicht mehr. Ein durchschnittlicher Haushalt gab rund 12 Prozent (2021) seines Einkommens für die Ernährung aus. Somit beginnt die nachhaltige Ernährung mit einer Änderung der Grundhaltung bei jedem Einzelnen.

Am 22. Juni 2022 hat der Bundesrat den Bericht «Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik» gutgeheissen. Eine der vier Stossrichtungen zielt auf das Konsumverhalten ab: «Nachhaltigen Konsum begünstigen: Konsumentinnen und Konsumenten kennen die Herstellungsmethoden der Lebensmittel sowie deren Wirkung auf Klima oder Tierwohl. Sie achten auf eine gesündere und ausgewogenere Ernährung und werfen keine Lebensmittel weg, die noch geniessbar wären.» Auch wenn mit der aktuellen Ukraine-Krise Ängste bezüglich der Lebensmittelversorgung entstehen, kennen wir Hunger in der Schweiz praktisch nicht mehr. Ein durchschnittlicher Haushalt gab rund 12 Prozent (2021) seines Einkommens für die Ernährung aus. Somit beginnt die nachhaltige Ernährung mit einer Änderung der Grundhaltung bei jedem Einzelnen..

 

Bio allein genügt nicht

In der «Lebensmittel Zeitung» vom 6. Mai 2022 antwortete Urs Niggli auf die Frage, ob Bio die Welt retten kann: «Nein, das können wir nicht. Es sei denn, wir würden unsere Ernährung drastisch ändern– also unseren Fleischkonsum global um 60 bis 70 Prozent reduzieren …».


Pflanzliche Lebensmittel tragen durch ihre hohe Nährstoffdichte und günstigem Verhältnis zwischen Energie und Nährstoffen zur Sättigung bei. Sie liefern viel GUTES (Wasser, Vitamine, Mineralstoffe, komplexe Kohlenhydrate …) und weniger SCHLECHTES (Cholesterin, Purine und gesättigte Fettsäuren). Zudem, wer viel Gemüse und Früchte isst, senkt sein Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen und wenn wir noch Vollkornprodukte verzehren, tun wir definitiv auch GUTES für unsere Gesundheit.

«Yes, we can», um diesen Spruch von Obama wieder zu beleben. Würde jede Person in der Schweiz nur noch jeden zweiten Tag Fleisch essen, würde sich die halbe Schweiz fleischlos ernähren. «Manchmal ist es ein kleiner Schritt für den Einzelnen aber ein grosser Schritt für die Umwelt und nachfolgende Generationen».

Christoph Schmassmann
Vorstand WWF Aargau

Quellen:

  • «Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik», Bericht des Bundesrates 22. Juni 2022
  • BLW Fachbereich Marktanalysen; Nielsen Schweiz
  • Proviande – «Der Fleischmarkt im Überblick 2021»
  • Urs Niggli gilt als Vordenker der Bio-Szene und ist Gründer des Instituts für Agrarökologie
.hausformat | Webdesign, TYPO3, 3D Animation, Video, Game, Print