Zwischen dem grossen Steinbruch und den Rebhängen im sonnigen Villigen wurden 2005 die Waldungen der Ortsbürgergemeinde an den steilen Abhängen als Naturwaldreservat ausgeschieden. Es handelt sich um arten- und strukturreiche Wälder mit weniger forstlichem, aber hohem ökologischem Wert. Das grosse Wissen von Steffie Burger (Sektion Walderhalt des Kantons Aargau) und Oliver Frey (Villiger Förster) half bei der Führung durch das eindrückliche Waldreservat deutlich gegen das regnerische Wetter und machte die kurze Wanderung am Hang von Villigen bis hoch zur Ruine Besserstein zu einem Erlebnis.

Totholz ist wichtig

Früher hiess es, hier lebe wohl ein fauler Förster, wenn der Wald nicht überall schön aufgeräumt erschien. Heute weiss man, dass in einem natürlichen Wald auch ein grosser Anteil Totholz vorhanden sein muss. Genau dieses bildet die Grundlage für eine hohe Biodiversität. Hier leben Pilze und Käfer wie im Schlaraffenland. Dieser Waldteil wird zwar möglichst in Ruhe gelassen und es werden keine Wege zum Abtransport von Holz geschlagen. So hat dafür der eifrige Förster mehr Zeit, sich um den übrigen Teil des Reservates zu kümmern. Der Klimawandel mit den steigenden Temperaturen und vor allem der Wasserknappheit erzeugen zusätzliche Aufgaben. Es müssen neue Baumsorten evaluiert und angepflanzt werden und zudem müssen diese auch zum kargen Boden passen.

Lebensraum für das Widderchen

Aber nicht nur Bäume müssen besonders gepflegt werden, der Waldrand oder der Wegrand brauchen ebenso besondere Beachtung. Hier wurde der Wald zurückgestutzt, die Böschung freigelegt, mit dem Ziel eine ganz besondere Pflanze anzusiedeln: die Bergkronwicke. Diese Pflanze ist ganz wichtig für das Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta), das im Aargau beinahe ganz ausgestorben ist. Nur ein einzelnes Vorkommen wurde 2013 noch dokumentiert. Die Familie der Widderchen (Zygaenidae) beinhaltet bunte, tagaktive Nachtfalter. Die Bestände einiger Arten dieser Familie haben in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen und sind stark gefährdet. Ein Hauptgrund für den Rückgang der Widderchen ist der Verlust an geeigneten Habitaten, einerseits wegen der zunehmenden Verbuschung und andererseits durch die zu intensive Be­wirt­schaftung von Wiesen und Weiden.

Der kleine Eingriff an der Strassenböschung hat hoffentlich ganz grosse positive Auswirkungen – nicht nur auf das Bergkronwicken-Widderchen sondern auch auf viele andere ähnliche so unscheinbare und doch wichtige Tiere.

Markus Käch,

Co-Präsident WWF Aargau

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